Als im März die Hochschulen in NRW geschlossen wurden, lief gerade der Physik-Vorkurs, ohne dass es irgendwelche uniweiten Regelungen gab, wie mit der neuen Lage verfahren werden sollte; gleichzeitig war klar, dass das Sommersemester 2020 alles andere als normal ablaufen würde.
So wurden bei einer gemeinsamen Sitzung der Physik-Prüfungsausschüsse am 17.03.2020 nicht nur bereits zahlreiche Sonderregelungen beschlossen, die dafür Sorge trugen, dass Studierende keine Nachteile aus der außergewöhnlichen Lage davontrugen und -tragen. So wurden Fristen verlängert, Zulassungsvoraussetzungen aufgehoben, Prüfungsmodi angepasst und Freiversuche geklärt – Dinge, die uni- und landesweit erst Monate später nach harten Auseinandersetzugen geschahen. Vielmehr wurde auch eine „Taskforce Online Teaching“ mit zahlreichen Teams eingerichtet, um – in enger Rücksprache mit den Studierenden und Dozierenden des gerade angelaufenen Vorkurses – das bevorstehende Online-Semester für alle erfreulich und sinnvoll zu gestalten.
Mitgewirkt daran haben viele, und wir möchten allen an dieser Stelle ausdrücklich dafür danken. Allerdings: All das hätte nicht geklappt ohne jahrelange Vorarbeit, die vor allem auch von Ihnen, Herr Schilke, systematisch und mit Augenmaß vorangebracht wurde: Während es Meinungsverschiedenheiten darüber gab, ob Klausurzulassungen schädlich sind oder umgekehrt ohne Klausurzulassungen alles den Bach runtergeht, etablierten Sie Fortbildungen für Übungsleiter*innen. – Nicht um dem Konflikt aus dem Weg zu gehen, sondern um der Diskussion eine neue Perspektive zu geben. Denn quasi gleichzeitig entstand der Dialog Lehre, ein Ort, der wie keiner zuvor ermöglichte und ermöglicht, konkrete hochschuldidaktische Fragen – kontrovers oder nicht – unter breiter Beteiligung der Fachgruppe und in offener und unverkrampfter Atmosphäre voranzubringen.
Die Erfahrung, dass das klappt, Spaß macht und wirklich etwas bringt – auch dann, wenn Meinungsverschiedenheiten bleiben – ist nicht selbstverständlich. Es ist eine Bereicherung für die Fachgruppe, die sich in ständiger Weiterentwicklung von Lehrformaten und -inhalten widerspiegelt.
Ohne diese Vorgeschichte wäre es sicher nicht gelungen, die Herausforderungen des Online-Semesters gemeinsam anzugehen, mit Enthusiasmus, Ernsthaftigkeit und der Überzeugung, dass das eigene Handeln für alle von Bedeutung ist und die eigene Verantwortung nicht (nur) darin besteht, zu Hause zu bleiben, um niemanden anzustecken.
Diese Woche hat das Rektorat eine Einladung zu einer Tagung „Week of Hybrid Teaching and Learning“ eingeladen, in der es darum gehen soll, hybride Lehrformate zu entwickeln und aus der Krise für die Zeit danach zu lernen. Sie haben dies bereits am Ende des vergangenen Sommersemesters angestoßen, ohne hochtrabende Worte, dafür umso konsequenter und ohne Rückfall in Absicherungs-Wettrüsten, als kürzlich die Frage der Täuschungsversuche aufkam.
Wir jedenfalls, haben viel gelernt, sagen danke und freuen uns – trotz Krisengrau und manchen Ärgers – auf die nächsten Semester.