Lehrpreis für Petra Neubauer-Guenther

Softskill-Seminare sind oft gut gemacht und dennoch oft unbeliebt. Warum? Weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort stattfinden, meist eingekauft von externen Institutionen passen sie nicht zur Lage der Teilnehmer*innen, ihren aktuellen Herausforderungen und Fragen; und als Methoden-Vermittlung ohne eigenständigen wissenschaftlichen Inhalt wirken sie ohne diesen direkten Bezug oft hohl und oberflächlich.

Anders beim Workshop „scientific integrity“, der pars pro toto für die Arbeit von Petra Neubauer-Guenther steht, die wir hier würdigen wollen.

Bekanntlich ist die Durchführung von Softskill-Veranstaltungen nicht der Arbeitsschwerpunkt von Petra Neubauer-Guenther; vielmehr kümmert sie sich neben 1000 Kleinigkeiten um alles, was mit dem Physik-Master und der BCGS zu tun hat. Als „Anwältin“ der Studierenden weiß sie ganz genau, wo es hakt und konzipiert immer wieder – oft mit Kolleg*innen – passende Workshops, die sich auf den ersten Blick wenig von üblichen Softskill-Veranstaltungen unterscheiden, auf den zweiten Blick aber vor allem eins sind: Aus dem realen Leben der Teilnehmer*innen gegriffen, die Petra Neubauer-Guenther natürlich größtenteils persönlich kennt, – und deshalb wirklich hilfreich.

Im Workshop „scientific integrity“ ging es dementsprechend fallbasiert auch nicht nur darum, was man in Ordnungen zu wissenschaftlichem Fehlverhalten findet, sondern vor allem darum, wie die Kommunikation in der wissenschaftlichen Community so klappen kann, dass es gar nicht erst zu fragwürdigen Situationen kommt – und erst Recht nicht zu echtem wissenschaftlichem Fehlverhalten. – Genau das, was Master- und Promotionsstudierende trotz aller Bemühungen unter Corona-Bedingungen kaum wie sonst nebenher mitbekommen.

Diesen Preis verleihen wir aber nicht nur für diesen Workshop, sondern vor allem auch für Petra Neubauer-Guenthers Gesamtengagement:

Lehre heißt nicht nur vorne stehen und erklären, sondern auch ganz viel Kommunikation und Verwaltung, die meist im Hintergrund passiert und deshalb von vielen nicht direkt wahrgenommen wird. Ohne dies würde vieles nicht so laufen, wie es soll, aber gerade die Leute hinter den Kulissen sind es oft, die besonders viel Herzblut darein stecken, dass für jede*n und alles eine individuelle Lösung gefunden wird. Eine dieser Personen, nämlich Dr. Petra Neubauer-Guenther, wollen wir mit diesem Preis auszeichnen und damit ausdrücken, dass wir genau dieses Engagement sehen und sehr zu schätzen wissen. Deshalb möchten wir das Ganze hiermit nochmal betonen und ausführen, damit andere auch davon lernen können.

Vor allem Petra Neubauer-Guenther berät Studierende im Masterstudiengang Physik. Wenn erstmal die formale Überprüfung der Bewerbungen und Zulassungen jeder und jedes Einzelnen bewältigt ist, ergeben sich die Probleme meist von selbst. Hierbei nimmt sie sich aller Studierender persönlich an und gibt jeder*m detaillierte Hilfe, oft lange bevor er oder sie – möglicherweise von weit her – nach Köln gekommen ist. Das reicht hin bis zum Notlager auf ihrem Sofa, wenn keine Wohnung gefunden werden konnte. Und vor allem ist es Menschen wie Petra Neubauer-Guenther zu verdanken, dass an einer so großen Uni wie der unseren Studierende nicht nur Nummern sind.

Eine ihrer Hauptaufgaben ist die Geschäftsführung der Bonn-Cologne Graduate School for Physics and Astronomy (BCGS). Ihre Aufgabe ist es, die Auswahl von Stipendiat*innen sowie die regelmäßigen Veranstaltungen der BCGS zu organisieren, und gemeinsame Aktivitäten mit der Fachgruppe Physik in Bonn sowie mit anderen Graduiertenschulen in Köln zu koordinieren. Durch ihre Arbeit hat die BCGS einen Ruf in der ganzen Welt erwerben können; dass inzwischen Studierende aus fünfzig Ländern nach Köln gekommen sind und weiterhin kommen, hat die Kölner Physik nachhaltig geprägt. Sie begreift dabei Internationalisierung der Wissenschaft nicht als Label, sondern als persönlich praktizierte Solidarität – von der Vergabe von Stipendien bis zu Diskussionen mit den Ausländerbehörden, die sie regelmäßig als „Anwältin“ der Studierenden führt. Ihre Erfahrung erlaubt der BCGS, auch Studierenden zu ermöglichen, in Köln zu studieren, die sich das sonst nicht leisten können.

Der Kölner Physik-Master-Studiengang ist nicht nur durch die Kooperation mit der Uni Bonn besonders komplex. Vielmehr ermöglicht die große Flexibilität des Studiengangs individuelle Lösungen, die jedoch hohen Beratungsaufwand erfordern. Hier gelingt es ihr mit Sachkunde und Diplomatie für jedes Problem eine innovative Lösung zu finden. Parallel zu dieser Arbeit prägt sie mit ihren Kenntnissen langfristig und nachhaltig die Art und Weise, wie die BCGS handelt: die aktuelle Grundordnung der BCGS trägt ihre Handschrift, genauso wie die Satzung des BCGS Preises. „Exzellent“ ist nicht, sich die besten rauszupicken, sondern den Leuten beste Entwicklungsvoraussetzungen zu schaffen. „Gerecht“ ist nicht, alle gleich zu behandeln, sondern man wird Leuten gerecht, wenn man sie mit ihren Anliegen partizipativ einbindet und ihnen so konkret beste Entwicklungsmöglichkeiten schafft. Ebenso arbeitet sie effektiv mit den Koordinator*innen der Graduiertenschulen der Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften zusammen an gemeinsamen Betreuungskonzepten.

Die Themen der soft-skill Kurse sind von ihr geprägt, als Hilfe zur Bewältigung der Coronaepidemie unterstützt sie maßgeblich ein Buddyprogramm unter den Studierenden. Die schrittweise Rückkehr der Physik zur Präsenz in den vergangenen Monaten hätte – obwohl eigentlich nicht ihre Aufgabe – ohne ihre Organisationskraft, was Raumzertifizierung, Raumplanung für die Hybridlehre usw. betrifft, ihr enormes Engagement in diversen Taskforces sowie aber auch der Kommunikation und Organisation in der Physik aber auch uniweit so nicht stattfinden können.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Beratung und Management für sie nicht bloß spielen mit Zahlen, Matrikelnummern und Noten ist, sondern viel mehr auf jedes Individuum zugeschnitten sein muss, damit der Mensch im Mittelpunkt steht. Durch ihr Handeln verkörpert sie genau das und sorgt mit Leib und Seele dafür, dass die Kölner Physik so ist, wie sie ist.