Köln, den 27.10.2021
Sehr geehrte Mitglieder des Senats,
seit eineinhalb Jahren waren wir Studierenden zwangsweise im Homeoffice. Die Universität ist der einzige Bereich der Gesellschaft, in dem ein andauernder wirklicher Lockdown realisiert war. Dies war mit viel Stress und großem Leid für die Studierenden verbunden. Bereits vor Monaten haben Studien gezeigt, dass vor allem junge Menschen aufgrund des Lockdowns besonders stark belastet sind und zu großer Zahl unter erheblichen durch den Lockdown verursachten gesundheitlichen Problemen leiden. Das Verständnis für die Situation vonseiten der Studierenden verringert sich zunehmend, insbesondere da alle anderen Bereiche des öffentlichen Lebens wieder umfassend zugänglich sind – nur der vollständige Zugang zur Universität bleibt weiterhin verwehrt. Weiterhin auf Onlinelehre zu setzen oder gar aufgrund von Problemen beim Hybridbetrieb zu mehr Onlinelehre zurückzukehren, ist deshalb vollkommen inakzeptabel. Stattdessen ist es gerade jetzt umso wichtiger, gute Bedingungen für weitgehende Präsenzlehre zu schaffen. Insbesondere in den Naturwissenschaften ist es zum Verständnis der Vorlesungen, zum gemeinsamen Bearbeiten der Übungen und folglich auch für ein erfolgreiches Studium diesbezüglich unerlässlich, dass Räume für gemeinsames Lernen und Arbeiten vorhanden sind.
Zudem ist die Universität zu Köln grundsätzlich keine Fernuniversität, sondern lebt vom gemeinsamen Austausch, Lehren, Forschen und Lernen in persönlichem Kontakt.
Da im nun gestarteten Semester sowohl Präsenz- als auch digitale Lehrveranstaltungen gehalten werden, die zum Teil unmittelbar aufeinander folgen, ist es so, dass die Zeit zwischen zwei Lehrveranstaltungen teilweise zu kurz ist, um zwischen dem Campus der Universität und dem eigenen Homeoffice zu pendeln. Im Vergleich zur Zeit vor Beginn der Pandemie werden durch die Wechsel zwischen den verschiedenen Veranstaltungsformen also eher mehr als weniger Arbeitsplätze an der Universität benötigt und bereits vor Beginn der Pandemie waren die studentischen Lernplätze an der Universität sehr stark ausgelastet.
Es ist die deshalb gerade jetzt Aufgabe der Universität, eine ausreichende Anzahl von Lernarbeitsplätzen zur Verfügung zu stellen, damit Studierende, die direkt im Anschluss an eine reine Präsenzveranstaltung eine reine Onlineveranstaltung haben (oder umgekehrt), nicht daran gehindert werden, beide Veranstaltungen wahrnehmen zu können. Gerade vor dem Hintergrund, dass es in diesem Wintersemester keine Verlängerung der Regelstudienzeit gibt, sollte sich die Universität nachdrücklich dazu verpflichtet fühlen, die Studierbarkeit eines Faches zu gewährleisten.
Dies schreiben Sie selbst auch vollkommen richtig in ihrem Brief vom 21.9. an alle Studierenden der Universität zu Köln. Sie schrieben weiter: „In der USB [8] und den Fachbibliotheken stehen Ihnen Arbeitsplätze zur Verfügung, die Sie während dieser Zeit zum Arbeiten nutzen können. Die Fakultäten erarbeiten derzeit Konzepte, um das Angebot an Arbeitsplätzen auf dem Campus zu vergrößern.“ Es ist für uns daher absolut unverständlich, dass nun, da das Semester angelaufen ist, universitätsweit nicht genügend Arbeitsplätze zur Verfügung stehen und die große Zahl an Arbeitsplätzen in der Physik nicht rechtzeitig nutzbar gemacht wurde.
Wir fordern, dass an allen Instituten die Foyers, Begegnungs- und Lernbereiche maximal geöffnet werden. Insbesondere fordern wir, dass die Schließung der Arbeitsplätze im Foyer der Physikalischen Institute unverzüglich beendet wird. Zudem müssen studierendenfreundliche Übergangslösungen geschaffen werden; insbesondere müssen alle Veranstaltungen aufgezeichnet und anschließend zum Download angeboten werden.
Eine uniweite Öffnung der Foyers ist auch deswegen unabdingbar, weil es aktuell keine akzeptablen Aufenthaltsmöglichkeiten für Studierende zwischen ihren Veranstaltungen gibt bzw. die wenigen von der Uni angebotenen Räumlichkeiten als Lernplätze benötigt werden (siehe oben). In der Fachgruppe Physik finden die meisten Veranstaltungen wieder in Präsenz statt. Es ist jedoch in keiner Weise hinnehmbar, dass wir Studierenden aktuell zwischen den Veranstaltungen des Gebäudes verwiesen werden und bei Wind und Wetter draußen auf die nächste Veranstaltung warten müssen. Obwohl häufig diskutiert wurden noch nicht einmal überdachte Außenbereiche geschaffen.
Uns ist bewusst, dass das Physik-Foyer – wie viele andere auch – lüftungstechnisch ertüchtigt werden muss. Wir haben uns informiert, dass geeignete Unternehmen dies zeitnah umsetzen könnten, dennoch stellen sich die Verantwortlichen der Universität quer bzw. die Bauabteilung verschleppt die dafür notwendigen Entscheidungen immer weiter. (Der Handlungsbedarf bei der Lüftung des Physik-Foyers ist bereits seit mindestens einem Jahr von Studierenden wie Dozierenden immer wieder angemahnt worden.) Die Behebung dieser Probleme, sowohl in der Physik als auch uniweit, muss ganz klar priorisiert werden. Die Foyers aufgrund der baulichen Situation noch weiter geschlossen zu halten, ist dennoch unverhältnismäßig und nicht weiter hinnehmbar, da infolge der geltenden und eingehaltenen Regelungen zu Maskenpflicht und 3G-Kontrollen sowie einer sehr hohen Impfquote das Infektionsrisiko auch bei der aktuellen baulichen Situation sehr stark reduziert ist. Wir fordern deshalb die sofortige Öffnung des Foyers in der Physik, sowie die unmittelbare Bereitstellung ausreichender Arbeitsplatzkapazitäten für alle Studierenden.
Für Rückfragen stehen wir jederzeit zur Verfügung.
In Erwartung einer baldigen Rückmeldung und mit freundlichen Grüßen
Fachschaft Physik
(Unterstützt von der FS Ur- und Frühgeschichte)