Das Thema Inklusion ist ein noch relativ junges Thema an Universitäten und es ist noch weniger lange her, dass sich alle Bereiche des Lehramtsstudiums damit befassen. Trotz der großen gesamtgesellschaftlichen Relevanz ist das Thema dennoch in vielen Lehramtsstudiengängen bisher noch relativ gering verankert und meist werden dort auch nur einzelne Aspekte der Inklusion beleuchtet. Zudem ist die Praxis an Pilotschulen meist der noch noch sehr jungen wissenschaftlichen Disziplin voraus. Aus diesem Grund hat die Studierendenschaft immer wieder darauf insistiert, diesem Thema mehr Raum in den verschiedenen Studiengängen zu geben, wobei der Anschluss an die aktuelle Forschung und insbesondere die Praxis an Pilotschulen eine besondere Bedeutung spielen sollte.
Das Seminar „Inklusion in MINT-Kontexten“ gibt diesem gesellschaftlich wichtigen Thema einen Raum in der Uni. Es entstand in einer Zeit, in der die Zukunft einiger Pilotprojekte in der Physikdidaktik durch verschiedene personelle Änderungen gefährdet war. Bei der Umsetzung des Seminars ist es außerordentlich gut gelungen, nahezu alle Bereiche unserer Fakultät in diese Veranstaltung einzubinden. Neben den Fachdidaktiken unserer Fakultät wurden auch Lehrer*innen sowie teilweise auch die Sonderpädagogik, die Fachwissenschaft sowie die Fachschaft Inklusion, die die Integration des Themas in die Lehramtsstudiengänge seit Jahren vorantreibt, eingebunden. Die Ausgestaltung der Seminarsitzungen wurde durch wechselnde Verantwortungen realisiert. Bemerkenswert und bei interdisziplinären Veranstaltungen absolut nicht selbstverständlich ist, dass dabei die verschiedenen Akteur*innen und fachlichen Zugänge sowie aktuelle Forschung und „Inklusion zum Anfassen“ nicht unverbunden nebeneinander standen, sondern in einen sinnvollen Gesamtzusammenhang gebracht wurden. Damit leistet das Seminar einen wichtigen Beitrag zur Lösung des Problems, dass die Verknüpfung der im Lehramtsstudium oft nebeneinanderstehenden Bereiche Bildungswissenschaften, Fachdidaktiken und Fachwissenschaften bislang meistens fehlt.
Weiterhin gelang es in dem Seminar, die verschiedenen inklusionsspezifischen Ansätze, die in den Fächern vertreten, aber oft nicht allumfassend sind, miteinander zu verbinden. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde darauf geachtet, dass die Sitzungen meist in Teams erarbeitet wurden, die Sitzungen von einer offenen Atmosphäre geprägt waren und viel Raum nicht nur für Fachliches, sondern auch für Diskussionen, Haltungen, Kritik etc. in den Sitzungen eingeplant wurde. Auch die Erstellung von Portfolios, die Teil des Seminars war, fand in Gruppen statt, sodass die verschiedenen (bereits) erlernten Ansätze, die sich durchaus teilweise unterscheiden, gemeinsam diskutiert und aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet wurden.
Für die Zukunft der Universität wünschen wir uns, dass Veranstaltungsformate wie dieses Seminar nicht nur weitergeführt, sondern im besten Fall sogar ausgebaut werden. Hierfür ist eine verstetigte Finanzierung unerlässlich, doch diese ist bislang leider nicht gegeben.
Den Lehrpreis für das Sommersemester 2023 überreichen wir heute deswegen Frau Hannah Weck. Mit diesem Preis würdigen wir die gute Konzeption und Umsetzung des Seminars „Inklusion in MINT-Kontexten“ im Sommersemester 2023 und Ihren unermüdlichen Einsatz für das Thema Inklusion an der Uni.