Demoreden: Ich bin ein Mensch, keine Maschine // Haben wir nichts Besseres zu tun?

Wir dokumentieren hier unsere Redebeiträge zur Lernfabriken-Demo am 14.5.

Ich bin ein Mensch, keine Maschine!

von Vale

Was bedeutet es zu studieren?
Studieren, die Kunst sich den Herausforderungen seiner Interessen zu stellen. Studieren, die Zeit um sich zu entfalten. Studieren, die Begegnungen von verschiedenen Menschen und Kulturen.
Wie ist die Sicht eines Studenties, der nebenbei jedes Wochenende aus finanziellen Gründen arbeiten muss? Des Studenten, der sich weniger auf sein Studium konzentrieren kann. Der Student, der durch das BAföG gezwungen ist „schnell“ zu studieren. Die Finanzierungsmöglichkeiten reichen nicht. Durschnittlich sollte man als Student*in eine 40h-Woche „studieren“. (Im Mittel über Vorlesungszeit und vorlesungsfreie Zeit, also in der Vorlesungszeit deutlich mehr.) Das ist die Auslastung eines normalen Menschen, welcher in der Arbeitswelt tätig ist.

Ein moderater Teil dieser Studierenden, die 40h/Woche studieren müssen, müssen jedoch nebenbei arbeiten. Unter andrem sind dies nach BAföG-Richtlinie ca. 12 Stunden die Woche zusätzlich. Viele Menschen sehen eine 52 Stunden Woche als nicht sehr Kritisch an, doch die Wahrheit ist ganz anders. Studierende leiden unter psyschischem Druck, welcher von Eltern oder der Geselschaft ausgeht. Sie sollen schneller studieren und dabei gute Noten schreiben, um auf dem Arbeitsmarkt eine Chance zu haben. Man hört, dass man im Studium befreit sei vom Bulimielernen. Das stimmt nicht. Dardurch, dass man sich viel Wissen in kurzer Zeit aneignen muss, fallen die Punkte, die Zweidrittel des Studierens sind, weg. Dabei kommt ein Mensch raus, der nur weiß, wie es ist zu pauken. Der nur weiß, was es heißt in seinem Gebiet Ahnung zu haben.

Wieso will man Menschen daran hindern, welche 52 Stunden die Woche mit Arbeit und Studium blockiert sind, zu leben? Am Ende dieses Prozesses kommt nur eine Arbeits- und Abruf-Maschine raus. Doch der Mensch ist so viel mehr als nur eine Arbeitsmaschnine. Der Mesch ist ein Denker, ein Künstler oder ein Individuum.

Es ist an der Zeit, die Ketten zu brechen. Es ist an der Zeit, nicht mehr Woche für Woche abzuarbeiten, was einem vorgesetzt wird.

Es ist an der Zeit zu lernen, dass es anders wird.

Dafür stehen wir hier ein, Mensch zu sein statt eine Befehlsmaschine.


Haben wir nichts Besseres zu tun?

von Stefan

Es ist Krieg – übrigens nicht erst seit Februar – und wir demonstrieren hier für ein besseres Bildungssystem. Haben wir nichts Besseres zu tun?

Doppelt nein:

1) Es geht auch darum, was wir lernen, woran wir forschen.

Ich möchte hier den Demoruf von gerade aufgreifen: „Bei der Rüstung sind sie fix, bei der Bildung tun sie nichts.“ – Das ist kein Missverständnis, sondern Programm:

Die Bildungsstreikproteste 2009 bis 2011, in deren Tradition das Lernfabriken meutern-Bündnis steht, haben sich nicht nur gegen die Bedingungen in Schule und Hochschule gerichtet, sondern auch gegen die Inhalte, die mit diesen Bedingungen durchgesetzt werden sollten. Daraus entstanden u.a. die Forderungen „Bundeswehr raus aus den Schulen!“ und die Zivilklauselbewegung. Sie konnte durchsetzen, dass 2014 in NRW im sog. Hochschulzukunftsgesetz die Aufgabe der Hochschulen festgeschrieben wurde, zu Frieden, Demokratie und Nachhaltigkeit beizutragen. Die Wirtschaftslobby lief dagegen sturm und konnte es dennoch nicht verhindern – denn es ist einfach richtig! Schwarz-gelb sah das anders und strich gegen Protest nicht nur aus den Hochschulen 2019 die Zivilklausel wieder: Es sei gut, wenn einige Hochschulen zu Frieden, Demokratie und Nachhaltigkeit beitrügen, es sei aber genau so gut, wenn andere das angesichts vonn Drittmittel- und Exzellenzdruck nicht täten – halt eine Geschmacksfrage. Spannenderweise haben die Hochschulen sämtlich diese Aufgabe freiwillig beibehalten und teilweise – wie an der TH Köln – noch konkreter und weitreichender gefasst.

Dennoch muss die Zivilklausel zurück ins Hochschulgesetz, denn Frieden, Demokratie und Nachhaltigkeit, denn das ist dann auch die Grundlage dafür, die Arbeit daran vernünftig zu finanzieren, was eben gerade kein Luxus ist, sondern unbedingt notwendig. Denn wo und wie soll sonst den entscheidenden Fragen systematisch wissenschaftlich nachgegangen werden? Z.B.:

  • Offenbar wird in der Ukraine ein Konflikt zwischen NATO und Russland ausgetragen. Wer hat eigentlich was davon, wenn die Ukrainer*innen selbst offenbar nicht?
  • Warum sollte mehr Aufrüstung den Krieg beenden, wo schon eine totale militärische Überlegenheit den Krieg nicht verhindern konnte?
  • Warum wird jetzt eigentlich von Sanktionen geredet, die Ende des Jahres greifen sollen? Ist der Plan, dass der Krieg dann immer noch herrscht? Sollen die Sanktionen trotz Kriegsende weiter gelten? Das klingt jedenfalls beides nicht nach dem Ziel Frieden zu schaffen.
  • Was bringt eigentlich Energieautonomie für den Frieden? Bringt es nicht vor allem geringere Hürden für eine Eskalation des Krieges? Wäre der Krieg eigentlich nicht schön lange vollständig eskaliert, wenn es die gegenseitigen wirtschaftlichen Abhängigkeiten nicht gäbe?

2) Angesichts von Milliarden, die trotz Schuldenbremse innerhalb kürzester Zeit zur Verfügung gestellt werden: Niemand glaubt mehr, dass kein Geld da wäre. Und deshalb ist es richtig es uns zu holen. Hier und jetzt.

Und deshalb:
Keine Seite kann den Krieg gewinnen ohne Waffenlieferungen und 100 Milliarden Euro Aufrüstung – aber vor allem noch viel weniger mit.
Aber wir können Menschlichkeit und Perspektive gewinnen, wenn – wie von der GEW Vorsitzenden Maike Finnern am 1. Mai gefordert – en Sondervermögen im Grundgesetz verankert wjrd, und zwar nicht fürs Militär, sondern für Bildung!