Unser Grußwort zum GegenWEHR-Kongress

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Hallo zusammen,

wir begrüßen euch im Namen der Fachschaft Physik, die hier vor Ort diesen Kongress ausrichtet, zusammen mit der Landesschüler*innenvertretung NRW, der jungen GEW und dem Bündnis „Schule ohne Bundeswehr“ – unterstützt vom Bildungswerk der DFG-VK.

Was ist eine Fachschaft?
Eine Fachschaft stellt die Basisorganisation der Studierenden in einem Fachbereich dar. Also vielleicht vergleichbar mit gewerkschaftlichen Betriebsgruppen und Schüler*innen-Vertretungen. Darüberhinaus vertritt die Fachschaft auch in der akademischen Selbstverwaltung die Studierenden ihres Faches. Hier an der Uni Köln, der größten Lehramtsuni Europas, sind auch eine große Zahl an Lehramts-Studis in unserem Fachbereich.

Als Fachschaft beschäftigen wir uns viel mit der Bedeutung von Wissenschaft und deren Nutzen. In unserer Seminarrreihe Physik und Ethik (kritisch forschen und studieren für eine soziale und friedliche Welt) verknüpfen wir Physik mit gesellschaftlichen Themen. Naheliegende Beispiele sind Kernwaffen oder der Klimawandel, aber auch neu aufkommende Technologien wie Quantencomputer. Wem nützt der Müll eigentlich? Dienen sie der Allgemeinheit oder machen sie die Reichen nur noch reicher? Entsteht bei uns im Labor die neue Superwaffe oder ein tatsächlicher Beitrag zu einer friedlicheren und sozialeren Welt?
Diese Fragen sind eng verknüpft mit Fragen zur Forschungsfinanzierung oder der Zivilklausel, einer Verpflichtung der Hochschulen zu einer friedlichen, nachhaltigen und demokratischen Welt beizutragen. Die Uni Köln hat in ihrer Grundordnung eine solche Zivilklausel.
Entsprechend arbeiten wir auch häufiger mit Hochschulgruppen an Kampagnen, bringen uns im Studierendenparlament, auf Bundesfachschaftentagungen oder auf Demos ein. Auf diesem Kongress werden wir einen Workshop zur Zivilklausel halten.
Hinzu kommt unsere Arbeit zu Wissenschaftskooperationen: Wir vertreten, dass Wissenschaft internationalisch und gemeinsam mit den Menschen, nicht den Regierungen, ist. Wissenschaftskooperationen haben im Kalten Krieg einen großen Teil zur Völkerverständigung und Entspannung beigetragen, z.B. die Pugwash Conferences. Der Kurs des Bundesbildungsministeriums bzgl. der heutigen Blockbildung geht in eine andere Richtung. Wissenschaftskooperationen mit sog. „systemischen Rivalen“ sollen streng überwacht oder gar abgebrochen werden. Wir treten dem ganz nach dem Motto entgegen: „Reden erst die Völker selber, werden sie schnell einig sein.“

Wir sind sehr froh, dass es uns gelungen ist, dass Studierende, Lehrer*innen, Schüler*innen und Friedensbewegung heute zusammen gekommen sind, um zu beraten, was es mit der Militarisierung des Bildungssystems auf sich hat, was die gesellschaftlichen Hintergründe sind, warum es nicht in unserem Interesse ist, und was wir dagegen in der Hand haben. Das ist gar nicht so üblich, weil es in der Regel ne feste Rollenverteilung gibt: Die einen wissen Bescheid, die anderen lernen; die einen geben Noten, die anderen werden benotet usw.. In Wirklichkeit ist es aber doch so, dass wir alle in derselben Welt leben, in einer Welt, die von zunehmender Militarisierung geprägt ist, in der zivilisatorische Errungenschaften und Menschenrechte infrage gestellt werden, in der mit Gewalt die Interessen einzelner durchgeboxt werden sollen und in der zunehmend von uns verlangt wird, dass wir uns dem täglich unterwerfen, dem zuarbeiten, dafür lernen sollen. Und uns eint, dass wir damit nicht einverstanden sind und aber nicht einfach klar ist, was wir dagegen tun können – nicht nur, um nicht selbst da hinein gezogen zu werden, sondern um gemeinsam eine andere Welt zu erkämpfen, die Kriegstreiber*innen zu entmachten und eine andere Gesellschaft zu bauen, in der es darum geht, dass alle miteinander ein friedliches und gutes Leben führen können, für das Wohl aller zu arbeiten.

Auf eine schöne Tagung!